Universal Genève „Tribute to the Nina“ Compax

Die „Nina“ ist wieder da: kein Retro-Echo, sondern kuratierte Vergangenheit mit frisch gebranntem Emaille und revidiertem Herz.

Universal Genève hätte die leichte Route nehmen können: visuelle Zitate, modernes Großserienwerk, Werbefilm in Sepia. Stattdessen gibt es eine Werkstatt-Antwort: Grand-Feu-Emaille-Zifferblätter, feststehende aluminiumfarbene Tachymeter-Lünette, Bund-Armband aus dem Atelier von Satoru Hosoi und unter dem Glas das restaurierte Handaufzugswerk 281. Das Ergebnis wirkt nicht wie Requisite aus einem Auktionskatalog, sondern wie eine frisch geschnittene Originalpressung: minimal rauschen, maximal Seele.

36 mm klingen zierlich, benehmen sich am Arm aber wie eine sehr gut erzogene 38: schmale, elegant abfallende Hörner, scharf gesetzte Fasen, ein Blatt, das Licht eher schluckt als spiegelt. Der Verzicht auf drehbares Spektakel lenkt den Blick dorthin, wo diese Uhr immer brillierte: Ablesbarkeit und Rhythmus.

Die Marke hält die Datenlage bewusst knapp: Frequenz, Regellagen, Magnetik — laut Hersteller nicht spezifiziert. Das passt zur Methode: lieber präzise restaurieren als Dekoration im Datenblatt. Wer sie trägt, trägt eine Uhr, die ein Gespräch mit der Uhrmacherin verlangt und keines mit dem Callcenter. Preise? Auf Anfrage. Substanz hat hier einen Wert, aber keinen Lautsprecher.


TAG Heuer Formula 1 „Senna“ (43 mm Quarz & 44 mm Automatik)

Zwei neue Senna-Chronos, die den Namen nicht bekleben, sondern übersetzen: robuste Lesbarkeit, ehrliche Haptik, null Heldennebel.

Seit Jahrzehnten umweht „Senna“ ein Gemisch aus Pathos und Merchandise. Diesmal nicht. Der limitierte 43-mm-Quarz-Chronograph und der 44-mm-Automatik-Chronograph (nicht limitiert) lesen die Grammatik der Boxengasse, nicht die des Souvenirshops: kontrastierte Minuterie, klar geführte Rehaut, griffige Drücker. Die Lünette rastet nicht „klicky“, sondern „satt“ — mehr Drehmomentschlüssel als Fidget-Spinner. 200 m WR, Saphirglas, verschraubte Krone: alltagstaugliche Fakten, keine Posen.

Am Handgelenk wirkt der 43er handlicher, als die Zahl vermuten lässt: die Hörner brechen die Länge, das Band im S/EL-Zitat stabilisiert ohne Kanten. Der 44er mit Automatik und Materialmix (DLC/Titan-Details, Forged-Carbon-Lünette) spielt eine halbe Klasse höher: mehr Tiefenwirkung, mehr Präsenz — aber weiterhin Sportgerät, nicht Abendgarderobe. Preislich sauber getrennt: 2.550 CHF für den Quarz-Chrono (limitiert auf 3.000 Stück) und 5.550 CHF für den Automatik-Bruder. Rational, nicht romantisch — und dadurch tragbar.

Puristen stolpern am ehesten über „Quarz“. Im Alltag kontert das mit Präzision, Robustheit und niedrigen Betriebskosten. Die Automatik bedient den Enthusiasten mit mechanischem Puls und mehr Materialcharakter. Zwei Lesarten, ein Briefing: Funktion vor Folklore.


Swatch × Omega MoonSwatch „Mission to Earthphase – Moonshine Gold (Beaver Full Moon)“

Erd- und Mondphase im Bioceramic-Gehäuse: eine Komplikation, die zwinkert, statt zu dozieren.

Die MoonSwatch hat das Kuriose zur Normalität gemacht: Gesprächswert am Arm, ohne Eintrittsprüfung. Die Earthphase legt nach — Erd- und Mondphase in 42,0 mm Bioceramic, opalines Dunkelblau, boxförmiges biosourced „Glass“, kleine Akzente in Moonshine Gold. Swatch inszeniert mit Vollmond-Fenster: kurz genug für FOMO, lang genug für echte Chancen.

Wichtiger als der Gag ist die Lesbarkeit. Die Skalen bleiben sauber getrennt, die Rehaut ordnet, statt zu dekorieren. 30 m WR sind ehrlich: Alltag, ja; Bahnziehen, nein. Wer Geduld mitbringt, zahlt Ladenpreis statt Algorithmusaufschlag. Und wer Komplikationen nur mit Weißkitteln verbindet, lernt hier, dass sie auch ein Lächeln tragen können.


Atelier Wen Inflection (Full Tantalum & Grand-Feu-Emaille)

Weniger Modefarbe, mehr Werkstoffkunde: 99,9 % Tantal trifft Grand-Feu-Emaille und ein GP-Herz.

Tantal ist der Werkstoff, der jede Fräse siezt. Wer Gehäuse und Band daraus fertigt, will kein Pressetext-Feuerwerk, sondern Wirkung im Material. Die Inflection misst 40 mm bei ca. 10,25 mm Höhe und ~45 mm L2L; sie trägt sich souverän, nicht laut. Die Reflexe sind gedämpft wie durch Rauchglas, die Emaille wirkt gelegt, nicht lackiert: ein stilles Blatt mit Tiefe.

Im Inneren arbeitet ein stark personalisiertes Girard-Perregaux 03300 (4 Hz, gut zwei Tage Reserve) — eine gelernte Architektur, die Uhrmacherinnen mögen und Sammler langfristig bezahlen können. Kommuniziert werden ca. 100 m WR; die verschraubte Krone ist je nach Ausführung ausgewiesen. Farben: Schwarz und Blau als Serien, Grün limitiert. Bestellung: nach Gespräch, nicht nach Klick.

Der Preis ist hoch, aber ehrlich kalkuliert: 19.800 US-$ (Leder/Bänder) bzw. 29.800 US-$ am Tantal-Band. Man kauft hier nicht Lack und Legende, sondern Lieferkette und Können: zähe Bearbeitung, Emaille-Arbeit, großes Schweizer Herz — zusammengefügt mit ostasiatischer Präzision.


Awake Sơn Mài – Fragments

Atelierarbeit ohne Musealton: vietnamesische Sơn-Mài-Technik, japanisches Raden und Lume als Bauteil.

„Kunst am Arm“ kippt schnell in Kunstgewerbe. Awake umschifft das, indem es Handwerk als Oberfläche begreift, nicht als Story-Deko. Die Zifferblätter entstehen in mehrlagiger Sơn-Mài-Lacktechnik; Raden-Inlays setzen Perlmutt-Fragmente wie kleine Lichtinseln. Super-LumiNova dient nicht als Überzug, sondern als grafisches Element — die Indizes sind Leuchtkörper, die nachts „Programmkino“ spielen: lesbar, nicht Laser.

39 mm, 11,8 mm Höhe, 45,6 mm L2L und 50 m WR ergeben eine neutrale Trageformel. Darunter arbeitet La Joux-Perret G101 (4 Hz, 68 h): eine Gegenwartsplattform, die sauber regulierbar und gut zu warten ist. Drei Farben, je 100 Stück, 2.700 € im Shop. Das Spannende ist weniger die Rarität als die Ruhe: Oberfläche mit Substanz, Technik ohne Theater. Wer Ornament misstraut, findet hier Funktion in schöner Kleidung.


Lebois & Co Heritage Small Seconds — Founder’s Launch

Neo-Vintage ohne Sepia: 38,7 mm, Chronometer-Takt und drei Charaktere, die Dress neu definieren — leise und belastbar.

Lebois & Co gefällt dort, wo Dress oft scheitert: beim Alltag. 38,7 mm Stahl (10,5 mm inkl. Glas, 45,5 mm L2L) legen den Fokus auf das Blatt — wahlweise arabische Ziffern, Script-Typo oder Baton-Stäbe. Das doppelt gewölbte Saphir bricht Reflexe weich, 50 m WR sind eine realistische Zusage. Darunter schlägt LC-350 (Sellita-Basis), 4 Hz, 56 h, COSC — die nüchterne Sorte Mechanik, die man einmal gut einstellen lässt und dann einfach trägt.

Der Founder’s-Start: je 100 Stück pro Zifferblatt, 2.200 €. Im Paket: Lederband, Fixoflex-Stretch, Sweater. Das klingt beiläufig, ist aber stimmig: eine Uhr zum Anziehen, keine zum Predigen. Wer Dress ohne Vitrinen-Ton sucht, findet hier ein freundliches „Ja, so geht’s“.


Hanhart 417 ES „Mocha“ Flyback Date

Flieger-Chronograph mit Flyback und Datum, der seine Tradition nicht zitiert, sondern nützlich macht.

Die 417 ES ist seit Jahren das Handbuch der Marke im Taschenformat: klare Zeiger, knackige Minuterie, griffige Drücker. Die neue „Mocha“ fügt zwei Zeilen in dieses Handbuch ein: Flyback und Datum. Der Mokkaton wärmt, ohne zu „fashion“, das Layout bleibt Instrument, nicht Ornament. Am Arm sitzt das Gehäuse so, wie man es kennt: präsent, aber manierlich; toolig, aber nicht grob.

Technisch steht die Flyback-Kompetenz im Zentrum. Die Basis wird je nach Batch ausgewiesen, ebenso Gangreserve und Regulierung; Wasserdichtheit bleibt praxisnah. Genau das ist der Punkt: Hier wird nichts museal aufbereitet, hier wird gebaut, damit man drückt — im Sinn der Funktion.


Blancpain Fifty Fathoms Bathyscaphe „Blue Ceramic“

Neue Keramikfarbe, alte Tugenden: Ablesbarkeit, Robustheit, ruhige Farbtemperatur.

Die Bathyscaphe ist die sachliche Schwester im Fifty-Fathoms-Kosmos: weniger Pose, mehr Auftrag. Die neue blaue Keramikvariante hält diese Linie konsequent — ein kühler Ton statt Neon, eine Lünette mit definierter Rastung, ein Blatt, das Informationen ordnet, nicht stapelt. Wer die Familie kennt, ist sofort zuhause: klare Zeiger, klare Indizes, klare Kante.

Werkseitig bleibt Blancpain auf vertrautem Fundament: hoher Takt, lange Reserve, magnetfeldresistent je nach Werkegeneration. Zum Launchfenster bleiben einzelne Werte n. v.; das ändert nichts am Eindruck: Hier spricht die Summe aus Material, Dichtung, Bedienlogik — und die ist seit Jahren der Grund, warum diese Uhren häufiger im Wasser landen als im Prospekt.


Horologically Unique HU-01 (36 mm)

36 mm, Peseux 7001, Breguet-Ziffern, null Logo: eine Uhr, die man wegen ihrer Proportionen lobt — nicht wegen ihres Namens.
Die HU-01 ist ein kurzer Aufsatz über Schlichtheit: 36 mm, 9,1 mm Höhe (6,2 mm ohne Glas), 44 mm L2L. Das stark gewölbte Saphir gibt Tiefe, die polierte Flanke bleibt höflich, 30 m WR sind eine ehrliche Hausnummer. Innen arbeitet das ETA/Peseux 7001 (Handaufzug, 3 Hz, ~42 h): kein Spektakel, sondern ein gutes kleines Werk, das jede Werkbank versteht.

Zwei Zifferblätter (schwarz/creme), beide mit Breguet-Ziffern, beide ohne Markenname — bewusst leise. 100 Stück je Variante, 1.800 SGD (≈ 1.200 €) in der Vorbestellung, Auslieferung ab Frühjahr 2026. Eine freundliche Erinnerung daran, dass „Dress“ nicht Dekor bedeutet, sondern Disziplin.


Zwischen den Zeilen

Von Rolex, Omega (außer MoonSwatch-Kosmos), Patek Philippe, Audemars Piguet, Cartier, IWC, Jaeger-LeCoultre, Hublot, Tudor und A. Lange & Söhne waren in KW 45 keine herstellerseitig belegten Serien-Neuheiten zu sehen. Das ist keine Flaute, sondern Atemholen zwischen Herbstspitzen und Dubai Watch Week. Wenn Marken nachpflegen, ziehen wir mit.

Transparenz & Aktualität: Alle Daten stammen aus Herstellerangaben und verifizierten Launch-Unterlagen der Kalenderwoche. Spezifikationen und Preise können nach Region/Steuern variieren; Drops/Verfügbarkeiten ändern sich kurzfristig. Nicht kommunizierte Details sind als „n. v.“ gekennzeichnet. Keine bezahlte Kooperation, keine Affiliate-Links. Korrekturen und Ergänzungen werden laufend eingepflegt.