
Nomos Glashütte: Goldene Ikonen
Dass NOMOS farbenfrohe Zifferblätter und mutige Kollaborationen beherrscht, hat die Glashütter Manufaktur in den letzten Jahren bewiesen. Doch Gold bleibt für NOMOS etwas Besonderes. Mit der Tangente Gold Neomatik erfüllt sich für viele Sammler der Wunsch nach einer Edelmetall‑Variante des Bauhaus-Klassikers. Die Uhr misst 35 mm im Durchmesser und ist mit 6,9 mm erstaunlich dünn; sie trägt sich damit eher wie ein historisches Taschenuhr-Zifferblatt am Handgelenk. Drei Ausführungen stehen bereit: zwei mit silberplattierten Zifferblättern, wahlweise mit blauen oder goldenen Zeigern, und eine mit warm schimmernder Ruthenium-Beschichtung. NOMOS verzichtet bewusst auf überflüssigen Schmuck: die charakteristisch klaren Ziffern, die schlanken Stabzeiger und die kleine Sekunde bei 6 Uhr wirken im Goldgehäuse noch erhabener.

Die Ludwig Gold folgt der gleichen Idee, interpretiert sie aber klassischer: römische Ziffern, ein Eisenbahn‑Minuterie und das geschwungene Gehäuse verleihen ihr eine Anmutung wie aus der Kaiserzeit. Im Innern beider Modelle arbeiten hauseigene Werke (DUW3001 bzw. DUW4001), deren Swing‑System für hohe Ganggenauigkeit sorgt. Dass Nomos die Preise bei knapp 9.800 EUR hält, zeigt, dass Luxus und Zugänglichkeit keine Gegensätze sein müssen.

Chronoswiss Neo Digiteur Sand & Granit
Wer an Digitaluhren denkt, hat meist LCD‑Displays vor Augen – doch Chronoswiss beweist seit 2001, dass man digitale Zeitanzeige auch mechanisch realisieren kann. Mit der Neo Digiteur legt die Marke diese exotische Komplikation neu auf. Anstelle von Zeigern springen Stunden, Minuten und Sekunden in separaten Fenstern. Das neue 30 × 48 mm große Gehäuse ist aus Edelstahl gefertigt; seine klaren Kanten und die verschraubte Front erinnern an die industrielle Ästhetik der frühen Chronoswiss‑Modelle.

Zwei Farbausführungen bringen unterschiedliche Stimmungen: „Sand“ strahlt mit einer warmen Goldton‑Legierung Eleganz aus, während „Granit“ mit dunklem Anthrazit Coolness und Moderne verkörpert. Innen arbeitet ein Springwerk‑Mechanismus, der dem Träger bei jedem Stundensprung ein kleines Schauspiel bietet. Mit einem Preis von rund 15.200 USD richtet sich die Neo Digiteur an Liebhaber ungewöhnlicher Zeitanzeigen, die Wert auf Handwerkskunst legen.

Czapek Time Jumper
Czapek feiert sein zehnjähriges Comeback-Jubiläum und das 180‑jährige Erbe des Namens mit einer Reise durch die Zeit. Die Time Jumper lehnt sich an das historische Half‑Hunter‑Taschenuhr-Format an: Ein Deckel schützt das Zifferblatt, lässt sich aber zur Zeitablesung öffnen. Unter dem guillochierten „Deckel“ springt die Stunde auf zwei übereinander liegenden Saphirscheiben – eine Konstruktion, die an die Springstunden-Mechanik früher Taschen- und Armbanduhren erinnert und dennoch futuristisch wirkt. Die Minuten werden über einen umlaufenden Ring gelesen, sodass die Uhr komplett ohne Zeiger auskommt. Das 40,5‑mm‑Gehäuse erinnert mit seinen geschwungenen Konturen an ein kleines Raumschiff. Innen arbeitet das neue Kaliber 10.1 mit 275 Komponenten und 60 Stunden Gangreserve. Mit der TimeJumper beweist Czapek, dass man Tradition und Avantgarde kreativ verbinden kann – die streng limitierten Stückzahlen (100 in Stahl, 30 in Gelbgold) dürften schnell vergriffen sein.

Christopher Ward C1 Bel Canto Lumière
Schon die ursprüngliche C1 Bel Canto sorgte 2022 für Aufsehen, weil Christopher Ward das rar gewordene Schlagwerk („Sonnerie au Passage“) zu einem erschwinglichen Preis massentauglich machte. Nun geht die Marke noch einen Schritt weiter: Die C1 Bel Canto Lumière verwandelt das ohnehin spektakuläre Chiming‑Werk in ein leuchtendes Kunstwerk. Das 41‑mm‑Titangehäuse beherbergt eine zweistufige Platine, die mit mehreren Schichten Super‑LumiNova überzogen ist. Tagsüber wirkt das Design mit seinem rauchig-blauen Zifferblatt modern und grafisch; bei Dunkelheit jedoch erstrahlt die Uhr in hellblauem und grünen Licht – inklusive des Aquaflex‑Kautschukbands, das ebenfalls mit Leuchtfarbe versehen ist. Mit diesem Stilbruch gelingt Christopher Ward ein Spagat zwischen Haute Horlogerie und Pop‑Kultur: eine Uhr, die stündlich dezent erklingt und zugleich wie ein futuristisches Gadget aussieht. Das FS01‑Kaliber, das auf einem Sellita SW200‑1 mit angeflanschtem Chiming‑Modul basiert, bleibt unverändert; die Leistung von 38 Stunden und 4 Hz wird jedoch durch die leuchtenden Effekte in den Schatten gestellt. Dass diese Edition am 13. November 2025 vorgestellt wurde und im Preorder-Verfahren bis Ende Dezember ausgeliefert wird, zeigt, wie schnell Christopher Ward auf Trends reagiert.
Microbrand‑Highlights
Abseits der großen Bühnen liefert die Szene der Mikrobrands kreative Überraschungen. Eska lässt mit dem SK25 Heritage Chronograph einen Bicompax‑Stopper im Neo‑Vintage‑Stil aufleben, dessen cremefarbenes Blatt an Rennwagen der 1960er erinnert und der mit einem La‑Joux‑Perret‑Manufakturkaliber ausgestattet ist. Mezei Watch Company debütiert mit drei Modellen, die britische Wahrzeichen als Gravur auf guillochierten Zifferblättern tragen. Anders & Co. setzt bei der AC2 Volcán auf steinerne Zifferblätter aus Lapislazuli, rotem Achat, Tigerauge und Jade und verpackt diese in ein 37‑mm‑Kissengehäuse – ein Statement für geologische Vielfalt. Rafter bringt mit dem Arpeggio Automatic ein Kickstarter‑Projekt, das sein Seiko NH70‑Werk durch schalllochförmige Ausschnitte sichtbar macht und so an Musikinstrumente erinnert. Yema schließlich ehrt mit der Rallygraf Alpine Cup Series die Geschichte des französischen Automobilrennsports; Panda- und Reverse‑Panda‑Zifferblätter sowie ein kompakter 39‑mm‑Durchmesser verleihen der Uhr einen klassischen Racing‑Look. Diese kleinen Hersteller zeigen, dass Leidenschaft, Fantasie und Handwerk auch jenseits der etablierten Marken für frischen Wind sorgen.
Fazit
Die vergangene Kalenderwoche (46) bot eine Mischung aus Klassik und Avantgarde. NOMOS veredelt seine Ikonen, Chronoswiss lässt Zeiger verschwinden, Czapek macht Zeitsprünge und Christopher Ward wiederum stellte unter Beweis, dass Innovation auch in der mittleren Preisklasse spektakulär sein kann, indem er das Bel‑Canto-Schlagwerk buchstäblich leuchten ließ. Und nicht zuletzt sorgten junge Mikrobrands für Überraschungen, die Liebhabern und Sammlern neue Horizonte eröffnen. Mit den detaillierten Spezifikationen steht dem informierten Vergleich nichts mehr im Wege – jetzt bleibt nur noch die Qual der Wahl, welche Uhr den eigenen Puls am meisten erhöht.
